KLESHAS, die 5 Grundleiden
Patanjali bezeichnet die Kleshas als die fünf Hauptverursacher für unser
Leid und die innere Anspannung. Wer diese Kleshas bewusst erkennt, hat die Chance, sein Denken und Handeln besser zu steuern und eventuell auch
zu ändern und somit sein „Leid“ zu reduzieren.
AVIDYA – Unwissenheit
Avidya bedeutet Unwissenheit oder falsches Wissen und ist nicht nur die Hauptursache für viel Leid, sondern auch die Basis für die vier anderen Kleshas. Unwissenheit ist falsche oder subjektive Wahrnehmung. Der Geist interpretiert automatisch bestimmte Situationen aufgrund unserer ganz eigenen individuellen Erfahrungen und für uns ist diese Interpretation dann die Wahrheit. Damit unterliegen wir immer wieder Täuschungen, falschen Erwartungen und viel Nebensächliches wird überbewertet.
ASMITA – Egoismus
Asmita bezieht sich auf das Ego und bezeichnet die falsche Selbsteinschätzung. Und zwar nicht nur übermäßigen Stolz, sondern auch Minderwertigkeitsgefühle und Selbstmitleid. Beides führt dazu, sich selbst zu wichtig zu nehmen und andere übertreffen zu wollen - sei es, um mit der eigenen Leistung oder mit dem eigenen Leiden hervorzustechen.
RAGA – Anhaftung
Raga ist der Wunsch nach Bedürfnisbefriedigung, nach Festhalten, nach „Habenwollen“. Hier spielen auch vergangene Erfahrungen eine Rolle – die guten Erfahrungen, das Glücksgefühl, das man unbedingt immer wieder haben möchte. Raga ist das Bedürfnis, das nie befriedigt wird und immer mehr will. (Mehr als wir brauchen und mehr als uns gut tutà z.B. zu viel Essen, Konsumverhalten, Arbeitssucht etc.). Raga ist auch Anhaften an schöne Erinnerungen und die Vorstellung, dass Freude nur unter bestimmten Bedingungen möglich ist.
DVESHA – Abneigung
Dvesha ist das Gegenteil von Raga: das Ablehnen von Dingen oder Menschen, mit denen man schlechte Erfahrungen gemacht hat. Einmal gefällte Urteile werden zu fixen Tatsachen, die uns daran hindern, offen zu sein. Neues wird abgelehnt und an Altem wird zwanghaft festgehalten. Durch Dvesha (wie auch durch Raga) sind wir nicht in der Lage ohne Vorurteile zu handeln – die Vergangenheit lenkt unser ganzes Tun.
ABHINIVESHA – Furcht
Hinter Abhinivesha verbergen sich Angst und Ungewissheit, Furcht, Zweifel, Panik. Abhinivesha ist von allen Kleshas das mit der stärksten Wirkung. Es lähmt den Geist und macht ihn unfrei. Diese Angst basiert nicht auf einer Erfahrung, sondern auf der Annahme, dass womöglich etwas schiefgehen könnte. Dahinter steckt auch die Todesangst – wir wissen nicht was nach dem Tod geschieht- Ungewissheit.
Kleshas können nur schwierig überwunden werden, aber wenn wir sie bewusst erkennen, können wir daraus lernen und damit umgehen. Wir können uns die Frage stellen: Wo kommen die Ängste her? Was lösen sie aus? Wie gehe ich damit um? Auch Yoga kann helfen mit den Kleshas besser umzugehen. Wir üben uns in Geduld und Reflexion.